
Was mich immer wieder überzeugt, ist die Reproduzierbarkeit: Mit 75–78 % Hydration erreicht man eine Krume, die sich hervorragend für Butter, Olivenöl oder geschmorte Ragouts eignet. Im Vergleich zu Backblech-Methoden liefert der gusseiserne Topf nach meiner Erfahrung rund 20–30 % mehr Ofentrieb, weil Dampf besser gehalten wird. Perfekt für Anfänger, aber auch spannend für Fortgeschrittene, die mit Zeit, Hydration und Mehlen spielen wollen.
Zutaten
- 420 g Weizenmehl Type 550 (alternativ 300 g Type 550 + 120 g Weizen Vollkorn)
- 330 g Wasser, kalt (ca. 78 % Hydration; bei Vollkorn 340 g)
- 10 g Salz (2 % auf Mehl)
- 0,3 g Trockenhefe oder 1 g frische Hefe (eine Prise)
- Optional: 10 g Aktiv-Sauerteig-Anstellgut für mehr Aroma
- Zum Formen: etwas Reismehl oder Weizenmehl
Schritte
- Vermengen (Abend, 5 Minuten): Mehl, Hefe und Salz vermischen. Wasser zugeben, mit Löffel oder Hand nur so lange rühren, bis keine trockenen Stellen bleiben. Optional Sauerteig einarbeiten.
- Stockgare (10–14 Stunden bei 20–22 °C): Schüssel abdecken. Der Teig soll sich sichtbar vergrößern und eine wogende Oberfläche bekommen.
- Dehnen & Falten (optional, 1–2 Mal): Für mehr Struktur den Teig nach 60 und 120 Minuten in der Schüssel einmal rundum dehnen und falten.
- Vorformen (5 Minuten): Teig auf leicht bemehlte Fläche kippen, mit Teigkarte zu einem runden Päckchen zusammenschieben.
- Endformen (3 Minuten): Mit Spannung zu einer Kugel schleifen. Mit Schluss nach oben in gut bemehltes Gärkörbchen legen.
- Stückgare (45–60 Minuten bei Raumtemp. oder 8–12 Stunden im Kühlschrank): Teig sollte federnd, aber nicht kollabierend wirken.
- Vorheizen (45 Minuten): Dutch Oven mit Deckel auf mittlerer Schiene im Ofen auf 250 °C vorheizen.
- Backen – Phase 1 (20 Minuten mit Deckel): Teigling auf Backpapier stürzen, einschneiden (z. B. Kreuz), in den heißen Topf setzen, Deckel schließen. 20 Minuten bei 250 °C backen.
- Backen – Phase 2 (20–25 Minuten ohne Deckel): Deckel abnehmen, Temperatur auf 230 °C senken und bis tief goldbraun ausbacken. Kerntemperatur ideal: 96–98 °C.
- Auskühlen (mind. 1 Stunde): Auf Gitter abkühlen lassen, damit die Krume sich setzen kann.
Warum es funktioniert
Die lange kalte Fermentation baut Gluten langsam auf und entwickelt organische Säuren, die Geschmack und Frischhaltung verbessern. Der geschlossene Dutch Oven hält Dampf, was die Gelatinierung der Oberfläche begünstigt – so entsteht maximale Ofentriebkraft und eine dünne, splitternde Kruste. Das Verhältnis 2 % Salz stabilisiert das Glutennetzwerk und rundet die Fermentation ab.
Tipps & Varianten
- Textur-Feintuning: Für luftigere Krume Hydration auf 80 % erhöhen; für kompaktere Scheiben 72–74 % wählen.
- Mehlwechsel: 20 % Roggenmehl verleihen erdige Würze; 10 % Dinkel sorgen für nussige Noten, aber achte auf sanftes Formen.
- Kruste extra knusprig: Letzte 5 Minuten Ofentür kurz öffnen oder mit leicht geöffneter Tür backen.
- Geschmackstiefe: 0,5 g Hefe und 18–20 Stunden bei 18 °C führen zu komplexeren Aromen.
- Samen & Körner: 40 g geröstete Sonnenblumenkerne oder Sesam einarbeiten; bei Saaten 10–15 g Wasser zusätzlich.
Aufbewahrung
Vollständig auskühlen lassen. In einem Leinenbeutel oder Brotkasten 2–3 Tage frisch. Für längere Lagerung Scheiben einfrieren und im Toaster aufbacken. Nicht im Kühlschrank lagern, da die Krume schneller altert.
Nährwerte (pro 1/10 Laib, ca. 80 g)
Kalorien: ca. 190 kcal; Kohlenhydrate: 38 g; Eiweiß: 6 g; Fett: 1 g; Ballaststoffe: 2–3 g. Werte variieren je nach Mehl und Hydration.
Häufige Fragen
Mein Teig ist sehr weich – ist das normal?
Ja. No-Knead-Teige sind bewusst hydratisiert. Nutze bemehlte Hände/Reismehl zum Formen und eine Teigkarte. Die Spannung entsteht beim Schleifen, nicht durch Kneten.
Kann ich ohne Gärkörbchen arbeiten?
Ja. Eine gut bemehlte Schüssel mit Leinentuch funktioniert. Reismehl klebt am wenigsten.
Wie verhindere ich Anbrennen im Dutch Oven?
Backpapier als „Schlinge“ nutzen und den Topfboden vor dem Teigling leicht mit Hartweizengrieß bestreuen. Genügend vorheizen.
Geht auch Vollkorn?
Bis 50 % Vollkorn sind unkompliziert. Erhöhe die Wassermenge um 10–20 g und verlängere die Stückgare leicht.
Serviervorschläge
Warm mit gesalzener Butter und Radieschen, zu geschmortem Rind mit Wurzelgemüse oder als Basis für ein Shakshuka-Brunch. Aus Resten: Crostini mit Olivenöl, Knoblauch und Tomate.
Meine Erfahrung
In Blindverkostungen mit Freunden schnitt die Dutch-Oven-Variante wiederholt besser ab als Ofen-auf-Stein: mehr Volumen, dünnere Kruste, längere Frischhaltung. Für mich ist es das unkomplizierteste „Gäste-Brot“ – minimaler Aufwand, maximaler Genuss.
Dutch Oven No-Knead Landbrot
Zutaten
Methode
- Vermengen: Mehl, Hefe und Salz mischen, Wasser und optional Anstellgut zugeben, kurz verrühren.
- Stockgare: 10–14 Stunden abgedeckt bei 20–22 °C gehen lassen.
- Dehnen und Falten: Optional 1–2 Mal in den ersten 2 Stunden dehnen und falten.
- Vorformen: Teig auf bemehlte Fläche geben und rund vorformen.
- Endformen: Zur straffen Kugel schleifen, mit Schluss nach oben in ein bemehltes Gärkörbchen legen.
- Stückgare: 45–60 Minuten bei Raumtemperatur oder 8–12 Stunden im Kühlschrank reifen lassen.
- Vorheizen: Dutch Oven 45 Minuten bei 250 °C vorheizen.
- Backen – Phase 1: Teigling einschneiden, in den heißen Topf setzen, 20 Minuten bei 250 °C mit Deckel backen.
- Backen – Phase 2: Deckel abnehmen, 20–25 Minuten bei 230 °C dunkel goldbraun ausbacken.
- Auskühlen: Mindestens 1 Stunde auf einem Gitter auskühlen lassen.
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